
Thomas Beck
Vita
Priv.-Doz. Mag. Dr. Thomas Beck ist Klinischer- und Gesundheitspsychologe. Ihn beschäftigte schon in seinem Medizin- und Psychologiestudium an der Universität Innsbruck die Interaktion zwischen Notarzt, Patient*innen und deren Angehörigen. Er ist beim Österreichischen Roten Kreuz sowohl als Ausbildner, Notfallsanitäter, Kriseninterventionsmitarbeiter, Mitglied im Landesrettungskommando, als auch in der Expertengruppe des Generalsekretariats tätig. Sein Berufsfeld umfasst Bereiche der Krisenintervention und Stressverarbeitung, er lehrt an der Universität Innsbruck, am Institut für Psychologie.
Seit 2009 ist er im Landeskrankenhaus Innsbruck an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie als Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe tätig. Seit August 2012 ist er Mitglied der Opferschutzgruppe am Landeskrankenhaus Innsbruck, seit Februar 2017 leitet er diese.
Input
Umso früher, desto besser … Gilt das auch für die Identifizierung von Gewaltbetroffenen?
Erfahrungen aus 3 Jahren Routinescreening nach häuslicher Gewalt an den Universitätskliniken Innsbruck
Häusliche Gewalt ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Gesellschaft. Laut einer bevölkerungsbezogenen Studie in Österreich waren 30 % der Frauen im Laufe ihres Lebens körperlicher und sexueller Gewalt sowie 40 % psychischer Gewalt ausgesetzt.
Das Erleben von häuslicher Gewalt stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Betroffenen dar. Trotzdem werden Betroffene im Krankenhaus kaum erkannt: In einer vorangegangenen Studie an den Universitätskliniken Innsbruck wurden nur 4,8 % der Patient*innen, die häusliche Gewalt erlebt hatten, als solche erkannt und von Angehörigen der Gesundheitsberufe angesprochen. Für das Gesundheitspersonal ist es oft schwierig, Patient*innen nach möglichen Gewaltwiderfahrnissen „einfach so“ zu fragen.
Diese spürbare Unsicherheit macht es für die Betroffenen noch schwieriger, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Um diese Hürden sowohl für die Betroffenen, als auch für das Gesundheitspersonal zu überwinden, wurde der Nutzen eines routinemäßigen Screenings aller Krankenhauspatient*innen diskutiert. Während die positive Wirkung eines Screenings nach häuslicher Gewalt bereits eindeutig nachgewiesen wurde, bleibt die Frage offen, wie Screening-Verfahren am besten in der klinischen Routine angewendet werden können.