Der Österreichische Präventionskongress 2022

„Umso früher, desto besser …
Gilt das auch für die Identifizierung von Gewaltbetroffenen?

Ein Vortrag von Thomas Beck

Erfahrungen aus 3 Jahren Routinescreening nach häuslicher Gewalt an den Universitätskliniken Innsbruck.

Häusliche Gewalt ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Gesellschaft. Laut einer bevölkerungsbezogenen Studie in Österreich waren 30 % der Frauen im Laufe ihres Lebens körperlicher und sexueller Gewalt sowie 40 % psychischer Gewalt ausgesetzt.

Das Erleben von häuslicher Gewalt stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Betroffenen dar. Trotzdem werden Betroffene im Krankenhaus kaum erkannt: In einer vorangegangenen Studie an den Universitätskliniken Innsbruck wurden nur 4,8 % der Patient*innen, die häusliche Gewalt erlebt hatten, als solche erkannt und von Angehörigen der Gesundheitsberufe angesprochen. Für das Gesundheitspersonal ist es oft schwierig, Patient*innen nach möglichen Gewaltwiderfahrnissen „einfach so“ zu fragen. 

Diese spürbare Unsicherheit macht es für die Betroffenen noch schwieriger, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Um diese Hürden sowohl für die Betroffenen, als auch für das Gesundheitspersonal zu überwinden, wurde der Nutzen eines routinemäßigen Screenings aller Krankenhauspatient*innen diskutiert. Während die positive Wirkung eines Screenings nach häuslicher Gewalt bereits eindeutig nachgewiesen wurde, bleibt die Frage offen, wie Screening-Verfahren am besten in der klinischen Routine angewendet werden können.